Nach Feierabend mal eben eine Serie starten oder während der Arbeitszeit nach guten How-tos und Tutorials auf YouTube suchen. Amazon, Netflix, Youtube und die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind nur einige Beispiele für die schiere Vielfalt des Streaming-Angebots. Doch blickt man einmal über die offensichtlichen Szenarien hinaus, eröffnen sich noch mehr Möglichkeiten, das Video-Streaming zu nutzen.
Beim Video-Streaming handelt es sich im Kern um den Abruf von Videos aus dem Internet und dem Zwischenspeichern kleiner Teile des Videos auf der lokalen Festplatte des Nutzergeräts. Im Folgenden betrachten wir die derzeitige Nutzung und auch Bereiche, in denen das Video-Streaming noch Potentiale zur Weiterentwicklung hat.
Die Technik des Video-Streamings machen sich vor allem große Entertainment-Anbieter zunutze, um Filme, Serien und Live-Formate auf die Zuschauer-Geräte zu bringen. Doch es handelt sich schon lang nicht mehr nur um ein reines Entertainment-Phänomen. Konzerne nutzen das Streaming auch zur Verbreitung von Lehrinhalten oder für tägliche Meetings. So machen die Unternehmen ihre Veranstaltungen zugänglicher, da Mitarbeiter:innen von überall an diesen teilnehmen können. Zudem kann eine firmeninterne Veranstaltung, vorausgesetzt sie wird aufgezeichnet, so auch später als eine Art Video-on-Demand Inhalt, noch abgerufen werden.
Neben den reinen Videostreams nutzen manche Unternehmen, vor allem bei Live-Schaltungen, zusätzliche technologische Features, wie die Echtzeit-Übersetzung. Bei diesem Feature hört eine KI den Sprecher:innen während des Events zu und transkribiert das gesprochene Wort in der Zielsprache auf dem Bildschirm. Damit Nutzer:innen in mehreren Ländern den Stream mit der niedrigsten Verzögerung sehen können, gibt es Low Latency bzw. Ultra Low Latency Lösungen.
Das Live-Streaming findet in großem Ausmaß, neben Social Media, vor allem auf Twitch & YouTube die meiste Anwendung. Hier spielen Influencer:innen die neuesten Videospiele, reagieren auf andere Videos, unterhalten sich mit ihren Follower:innen oder präsentieren stolz die neuesten Errungenschaften des letzten Großeinkaufs.
Durch die immer besseren und schnelleren Internetverbindungen, können Anbieter und Influencer:innen mit dem Streaming auch personalisierbare Erlebnisse erschaffen. Neben Quizzes, Umfragen, Live-Kommentaren und Reaktionen, zu unterschiedlichen Zwecken, bietet bspw. Netflix mittlerweile auch interaktive Filme & Serien, bei denen die Zuschauer:innen den weiteren Verlauf der Geschichte durch eigene Entscheidungen beeinflussen oder sich während des Ansehens der Filme über einen integrierten Chat unterhalten können, ohne Inhalte des Films zu verpassen.
Das Videostreaming findet in der Unternehmenskommunikation derzeit noch hauptsächlich in kleinerem Rahmen, wie bspw. Team-Meetings, Anwendung. Große Veranstaltungen wie Kongresse werden seltener live gestreamt, auch wenn der Trend hier klar nach oben zeigt. Denn die benötigte Technologie dafür ist bereits vorhanden. Durch Anbieter, die DSGVO-konform mit Daten umgehen, können sogar staatliche Einrichtungen oder Banken die Technologien für interne Meetings und digitale Großveranstaltungen nutzen.
Durch Barrierefreiheit mittels KI-gestützter Transkribierungslösungen, Live-Untertiteln und Bilderkennung eröffnen sich auch Menschen mit Einschränkungen genug Möglichkeiten die Technologien zu nutzen. Bilderkennungssoftware kann bspw. in Verbindung mit Live-Untertiteln und Text-zu-Sprache dafür sorgen, dass sehbehinderte Menschen an Live-Streams teilnehmen können. Die Live-Untertitel alleine, ermöglichen hörgeschädigten Zuschauer:innen schon jetzt die Teilnahme. Die Technologie hat sich in den letzten Jahren so gut entwickelt, dass momentane Lösungen nur noch minimale Fehlerquoten in der automatischen Sprach-/Bilderkennung aufweisen. So können Menschen mit Hörbehinderungen durch diese Technologie nun auch Audio-Livestreams und Podcasts nutzen.
Eine interessante Entwicklung zeigt sich auch in der Medizin. Hier bieten sich sinnvolle Anwendungsbeispiele in der Ferndiagnostik an. Damit Patientendaten sicher bleiben und während der Übertragung nichts schiefgeht, sind jedoch spezielle Anforderungen an die eingesetzte Soft- & Hardware nötig, die nur wenige der Streaming-Anbieter bereits erfüllen.
Der zügige Fortschritt zeigt immer mehr Wege auf, Streaming nicht nur im Entertainment, sondern auch für Lehre und Wissensübermittlung zu nutzen. Die Pandemie sorgte z.B. dafür, dass auch der Schulunterricht übergangsweise per Live-Stream erfolgen musste. Dies hat viele Schüler:innen, Lehrer:innen & Eltern an ihre technischen Grenzen geführt, hatte jedoch auch einen positiven Nebeneffekt: Die zügige Entwicklung der benötigten Technologien, die wir heute umso mehr nutzen können, um neue Lösungen für bekannte Herausforderungen zu finden.